«Ein nachhaltig geführter Staat muss seine Bilanz permanent bewirtschaften», sagt Philipp Weckherlin.
Deutschland hat gewählt – und entgegen den Beteuerungen vor der Wahl wollen Union und SPD die deutsche Infrastrukturkrise mit einem historischen Schuldenpaket lösen. Wie beurteilen Sie als Schweizer Ökonom diesen Vorschlag?
Sie sagen, man brauche zur Beurteilung der Staatsverschuldung eine Bilanz – heisst das, dass die führende Volkswirtschaft Europas keinen klaren Überblick über ihre Finanzlage hat?
Zur Person
Dr. Philipp Weckherlin ist ein an der Universität St. Gallen promovierter Ökonom und Experte für Public Governance und Fragen der Unternehmensqualität. Er war mehrere Jahre Strategieberater bei der Boston Consulting sowie Roland Berger & Partner und danach Begründer einer Vermögensverwaltungsgesellschaft, die sich analytisch fundiert und systematisch auf Quality-Aktienanlagen spezialisiert hat. Philipp Weckherlin engagiert sich in verschiedenen Gremien und Behörden und publiziert regelmässig zu finanz- und wirtschaftspolitischen Themen.

Der Staatshaushalt müsste also betriebswirtschaftlich geführt werden – wird das überhaupt irgendwo praktiziert?
«Ein nachhaltig geführter Staat muss seine Bilanz permanent bewirtschaften und diese hinsichtlich der Kapitalbindung und der Art der Finanzierung laufend prüfen.»
Was genau macht eine Staatsbilanz nachhaltig – und welche Risiken entstehen, wenn sie schlecht aufgestellt ist?
Entscheidend ist also, wieviel Kapital der Staat in Vermögenswerten gebunden hat?
Wie beurteilen Sie die Bilanz der Eidgenossenschaft?
Dann gibt es auch in der Schweiz Verbesserungspotenzial?
«Die Schweiz sollte keinesfalls den Weg Deutschlands gehen, sondern die Schuldenbremse verschärfen.»