«Karl Marx wird überschätzt», sagt Otmar Issing.

Die ökonomischen Thesen von Karl Marx seien überschätzt, sagt der ehemalige Chefökonom der Europäischen Zentralbank, Prof. em. Dr. Dr. h.c. mult. Otmar Issing, im Gespräch mit Dr. René Scheu, Geschäftsführer des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern. Marx’ Hauptwerk «Das Kapital» sei schwer zugänglich, seine ökonomischen Thesen aus wissenschaftlicher Sicht längst widerlegt. Er wisse, wovon er spreche – als Student habe er sich durch den Wälzer gequält, um mit seinen Kommilitonen mithalten zu können. Dass Marx’ Theorien bis heute Anklang fänden, sei wohl seiner faszinierenden Persönlichkeit geschuldet – dabei werde oft übersehen, dass er im persönlichen Umgang alles andere als harmlos gewesen sei: ein Intellektueller mit tyrannischem Wesen.

In dem Gespräch berichtet der frühere erste Chefökonom der Europäischen Zentralbank auch über seine Hobbys und Leidenschaften abseits der Ökonomie. Seit seiner Jugend hege er eine Begeisterung für die Leichtathletik. Der 100 Meter-Sprint sei seine Spezialität. Er galt in jungen Jahren sogar als Talent im Profi-Sport. Leider sei er dann an dem Charles-Bonnet-Syndrom erkrankt, einer neurologischen Krankheit, die zu Seheinschränkungen und Halluzinationen führt, und habe die Sportkarriere aufgeben müssen. Trotzdem sei er später bei Familien-Olympiaden immer wieder der schnellste Sprinter gewesen und habe die 100 Meter in unter 11 Sekunden geschafft.

Weitere Themen des Gesprächs sind:

  • Warum die wirtschaftspolitischen Auswirkungen des Euros bei der Gründung der Währungsunion in der Politik unterschätzt wurden.
  • Welche Lebensratschläge Issing an seine Kinder, Enkel und Urenkel gibt.
  • Warum sich die Freiheit des Individuums nur in einer bürgerlichen Gesellschaft entfalten kann.