«Ein höheres Rentenalter ist wünschenswert», sagt Patrick Chuard-Keller.
Herr Chuard, Hand aufs Herz: Wie lang ist ein Arbeitstag von Ihnen?
Sie beobachten den Schweizer Arbeitsmarkt seit Jahren genau. Welche langfristigen Entwicklungen halten Sie für besonders prägend?
Zur Person
Dr. oec. Patrick Chuard-Keller ist seit Februar 2025 Chefökonom beim Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV). Er arbeitete zuvor in der Bundeskanzlei, wo er in der strategischen Führungsunterstützung tätig war. Davor führten ihn seine beruflichen Stationen von der Nationalbank über die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich zu dem Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie (ZHAW). Er promovierte am Lehrstuhl von Prof. Dr. Monika Bütler (Universität St. Gallen), wo er seine Dissertation mit dem Titel «Essays in Health and Labor Economics» verfasste.

Die Schweizer arbeiten heute weniger denn je. Zugleich wächst der Wunsch nach Freizeit und Flexibilität. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?
Klar. Aber wer mehr arbeitet, zahlt auch mehr Steuern für die Allgemeinheit. Welches sind die Schattenseiten des neuen Freizeitdrangs?
Neben finanziellen Fehlanreizen stellen sich auch Fragen zur tatsächlichen Belastung: Während die Arbeitszeit sinkt, steigen die Absenzen – wie passt das zusammen?
«Das Produktivitätswachstum, das unseren Wohlstand ermöglicht hat, kann sich sowohl in höheren Löhnen als auch in mehr Freizeit niederschlagen.»
Teilzeitarbeit boomt, gerade bei Männern. Ist das ein Zeichen für mehr Gleichstellung oder eher ein Rückzug aus der Arbeitswelt?
Was bedeutet das für Paare – wer arbeitet wie viel im Haushalt insgesamt?
Gilt das klassische Schweizer Arbeitsethos – Disziplin, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit – überhaupt noch?
Wenn die Schweiz insgesamt trotz neuen Trends so viel arbeitet – was ist dann dran am Vorwurf, die Generation Z sei weniger leistungsbereit?
«Ältere Generationen wie die Babyboomer waren oft bereit, private Belange dem Beruf unterzuordnen.»
Wie schafft es die Generation Z, mit dieser Haltung durchzukommen?
Dann haben die Angestellten inzwischen die Oberhand über die Arbeitgeber gewonnen?
Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?
Der Fachkräftemangel bleibt also akut. Was liesse sich dagegen tun – jenseits von Zuwanderung?
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Dann bleibt die Zuwanderung eine tragende Säule des Arbeitsmarkts?
«Die Schweiz wird auch in Zukunft auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen sein.»